Das Wasser des kleinen Kratersees leuchtet im hellen Licht der antarktischen Frühlingssonne in einem fast schon unwirklichen Türkisgrün. Zauberschön sieht er aus, vor allem in Kombination mit dem tiefblauen Meer gleich dahinter und den schneebedeckten Gipfeln der umliegenden Berge, die ihn malerisch einrahmen. Von hier oben aus gleicht die gesamte Landschaft dieser Insel, die unberührt vom Rest der Welt mitten im ewigen Eis der Antarktis schlummert, einem einzigen kunstvollen Gemälde. Und ich befinde mich gerade mitten drin, der Wahnsinn!
Antarktis – Vulkanspaziergänge auf Deception Island
Nahezu vollkommen still ist es um mich herum, während ich am Rande des beeindruckenden Vulkankraters stehe, und meinen Blick langsam über die Berge und Täler der fantastischen Landschaft von Deception Island schweifen lasse. Ich spüre, wie ich innerlich ganz ruhig werde. Nichts von dieser geschäftigen Welt da draußen scheint hier, im Angesicht solch einer atemberaubend schönen Natur, mehr Geltung zu haben.
Kann es denn wirklich sein, dass ich mich langsam aber sicher immer mehr in diese Art von Landschaft verliebe? In diese rauen, meist noch unentdeckten Gegenden, die oftmals so kalt und unwirtlich erscheinen? Ich, wo ich doch eigentlich nichts auf der Welt lieber mag als Wärme und die überbordende Fülle exotischer Länder wo es alles im Überfluss gibt: Kunterbunt blühende Blumen, dichte Wälder, frische Früchte in allen nur vorstellbaren Geschmacksrichtungen und Farben. Aber schon damals im eisigen Winter in Lappland ging es mir ähnlich.
Die Landschaft von Deception Island berührt mich
Außer gerade mal einer handvoll Farben, wie zum Beispiel das tiefe Blau des Meeres und des Himmels, das dunkle, satte Braun der staubigen Vulkanasche und dieses überirdisch schöne Türkis des Sees direkt vor meiner Nase gibt es nichts davon auf Deception Island. Und doch berührt mich diese eisige Landschaft auf eigentümliche Weise. Immer wenn sich der Gedanke in meinen Kopf schleicht, dass wir bereits in zwei Tagen die Antarktis schon wieder verlassen müssen, zieht es ganz unangenehm in meiner Magengegend.
Ich habe noch lange nicht genug, möchte noch viel länger hierbleiben. Zusammen mit dem Expeditionsteam von Hurtigruten versteckte Inseln erkunden und von verschneiten Berggipfeln aus die Pinguine beobachten, die tollpatschig von riesigen Eisschollen aus ins stürmische Meer springen.
Deception Island – Die Perle der südlichen Shetlandinseln
Ähnlich wie das griechische Santorini im Mittelmeer besteht Deception Island komplett aus einem noch immer aktiven Vulkan, dessen wirklich riesiger Krater fast bis ganz oben hin mit Meerwasser geflutet ist. Der bislang letzte Ausbruch fand im Jahr 1970 statt.
Zum ersten Mal während unserer Zeit hier in der Antarktis haben wir richtiges Glück mit dem Wetter. Genau wie ein paar Tage früher im schönen Puerto Williams in Chiles Feuerland. Am frühen Morgen, und bei strahlendem Sonnenschein, lenkt der Kapitän die MS Midnatsol von der Bransfieldstraße aus durch eine kleine Passage zwischen zwei mächtigen Felsen hindurch. Nur wenige Augenblicke später schon können wir unsere ersten Blicke auf die wirklich traumhaft schöne Caldera der subantarktischen Insel werfen.
Als das Expeditionsteam durch die Lautsprecher den Namen dieser Meerenge auf deutsch verkündet, muss ich schon ein bisschen schmunzeln: “Neptuns Blasebalg” ist nur etwa 400 Meter breit und auch der einzige Punkt, an dem Schiffe ins Innere des Vulkankraters gelangen können.
Antarktis: Deception Island strahlt im Sonnenschein
Der Himmel ist heute genauso knallblau wie das Meer, verziert nur mit ein paar schneeweißen Wattebausch-Wölkchen. Manchmal liegen diese auch wie flauschige Decken entlang der Gipfel mehrerer Berge, was super schön aussieht. Ein dicker Schneepelz und blauschimmernde Gletscher bedecken ansonsten die schroffen Klippen und Berge von Deception Island. Deck 6, ganz vorne am Bug, ist der perfekte Platz um Einfahrten aller Art zu beobachten. Und bereits ab dem ersten Moment in der malerischen Caldera ist mir klar, dass heute ein ganz wunderbarer Tag werden wird!
Irgendwie faszinierend, zugleich etwas gruselig und auch ganz schön schrecklich finde ich die verlassene Walfangstation an der Whalers Bay, einst die südlichste Trankocherei der Welt, an der wir heute nur vorbeifahren. Trotzdem sind die alten, verlassenen Gebäude sehr gut zu erkennen. Ich kann den in mir hochkommenden Mix aus Gefühlen, der mir beim Anblick der riesigen, verrosteten Tanks, die damals zur Aufbewahrung des Walfetts vorgesehen waren, kaum beschreiben. Eine unangenehme Gänsehaut macht sich breit und mir läuft es eiskalt den Rücken runter wenn ich an all die armen Wale denke, die hier ein mehr als grässliches Ende gefunden haben.
Unser heutiges Ziel? Die Telefon Bay von Deception Island
Unser heutiges Ziel ist die malerische Telefon Bay, von der aus wir zu einem spannenden Rundweg entlang einer der vielen kleineren Vulkankrater der Insel aufbrechen. An den Orten, an denen wir uns heute aufhalten, entdecke ich leider nicht so viele Tiere. Nur eine faule Robbe reckt am schwarzen Strand ihren fleckigen Bauch in die Sonne und lässt sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen. Und an der Anlandungsstelle der Zodiacs beäugt uns neugierig ein einzelner Pinguin von oben bis unten, bevor er sich mit tollpatschigen Schritten in die entgegengesetzte Richtung wieder davonmacht.
Eine komplette Runde spaziere ich um den wunderschön geformten Krater mit dem türkisblauen See in seiner Mitte. Auf etwa halber Höhe entdecke ich, dass es davon sogar noch ein paar mehr gibt. In anderen, noch kleineren Kratern rundherum. An einer beeindruckenden Steilwand, auf einer Länge von bestimmt 50 Metern, steigt unentwegt heißer Dampf aus dem brüchigen Vulkangestein auf. Ein untrügliches Zeichen für die immer noch sehr hohe Aktivität in der Erde. Auch die Luft direkt über dem Boden flimmert durch aus dem Erdinneren stetig aufsteigende Hitze. Was für ein faszinierender Ort!
Ein Sprung ins eiskalte Wasser der Antarktis
Als ich mich am späten Nachmittag wieder auf den Weg zum Strand mache, um mit dem Tenderboot zurück zum Schiff zu fahren, traue ich meinen Augen kaum: Einige Mutige wagen sich unter angestrengtem Prusten doch tatsächlich in Badebekleidung in das -1 Grad kalte Wasser. Obwohl die Bedingungen für einen „Antarctic Dip“ heute absolut ideal sind, strahlender Sonnenschein und nur 6 Knoten Wind, kann ich mich zu diesem Experiment so gar nicht überwinden.
Zurück an Bord ertönt auch schon bald die Durchsage, dass wir jetzt die Telefon Bay, und damit auch Deception Island, verlassen. Und der beste Ort zum Beobachten von Abfahrten aller Art? Natürlich auch wieder Deck 6, diesmal aber hinten!
Mit ein ganz klein bisschen Bedauern, diesen tollen Ort schon wieder verlassen zu müssen, genieße ich die letzten Blicke auf die wunderschöne Caldera, bevor wir diese schließlich durch die gleichen, schroffen Felsen wie am Morgen wieder verlassen. So schön war es da oben, auf dem höchsten Punkt des Kraters, mit dieser atemberaubenden Aussicht auf ganz Deception Island. Neben dem wunderschönen Orne Harbour in der Antarktis und dem faszinierenden Garibaldi Fjord in Chiles Feuerland definitiv eines meiner Highlights während unserer Expedition Antarktis. Für mehr aktuelle Infos stöbere doch gerne mal bei Hurtigruten selbst!
Könntest du dir auch eine Reise in die Antarktis vorstellen? Oder steht das vielleicht sogar schon auf deiner Bucketlist? Ich freue mich sehr auf deinen Kommentar hier auf meinem Reiseblog!
Noch mehr Reisetipps über die Antarktis gefällig?
- Auch Elke hat auf ihrem Meerblog über ihre ganz persönlichen Eindrücke auf Deception Island geschrieben
- Auf WeTravelTheWorld findest du einen sehr schönen Bericht von Pete über seine liebsten Momente in der Antarktis
- Mit noch schöneren Worten, als Elisa es auf JustTravelous tut, kann man die Antarktis gar nicht beschreiben, oder?
- Madlen beschreibt auf Puriy unsere erste richtige Antarktis-Anlandung auf Half Moon Island
- Viele Tipps für Santiago de Chile von Nina, wo deine Reise in die Antarktis wahrscheinlich startet
*Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Recherchereise mit Hurtigruten. Bei der Umsetzung des journalistischen Inhalts war ich jedoch vollkommen frei, und meine Meinung ist wie immer meine eigene. Im Artikel gibt es ein paar Werbelinks. Buchst oder kaufst du über diese etwas, bekomme ich eine Provision. Der Endbetrag bleibt für dich jedoch immer gleich. Danke!
7 Comments
Deception Island: Wandern auf einem Vulkan in der Antarktis | black dots white spots
14. Dezember 2017 at 22:07[…] über unseren Ausflug nach Deception Island lest ihr auch bei Melanie von Good Morning World, Elke von Meerblog und Angelika von […]
Reise in die Antarktis: Mit dem Schiff ans weiße, eisige Ende der Welt | black dots white spots
21. Juni 2017 at 12:11[…] (Mehr über Deception Island lest ihr bei Gigi von Reisefreunde und Melanie von Good Morning World). […]
Ayna
23. Januar 2017 at 20:37Wow, wunderschöne Bilder. Hatte schon beinah das Gefühl selbst dort zu sein. Leider konnte ich bis jetzt nicht viel um die Welt kommen.
Melanie
24. Januar 2017 at 11:05Liebe Ayna,
dankeschön! Hab mich sehr über deine netten Worte gefreut! :) Das wird schon noch, wenn du es wirklich willst!!!
Ganz liebe Grüße,
Melanie
Lydia
7. Januar 2017 at 13:47Hey,
das klingt ja soooooo traumhaft! Ein Krater mit so einem wunderschönen See in der Mitte, da muss ich unbedingt hin. :)
Liebe Grüße
Lydia
Melanie
8. Januar 2017 at 10:09Liebe Lydia,
ja, ich hätte auch nie gedacht, dass es so dermaßen schöne und vor allem vielseitige Landschaften in der Antarktis gibt. Jeden einzelnen Tag dachte ich, dass es schöner gar nicht mehr gehen kann. Und dann kam der nächste Tag… ;) Was steht denn ganz oben auf deiner Bucketlist im Moment?
Liebste Grüße,
Melanie
Antarktis ... und sonst ist da nur Stille. - JUST TRAVELOUS
30. Dezember 2016 at 13:09[…] Melanie von Good Morning World erzählt von der Anlandung auf Deception Island, wo wir uns in der Caldera eines Vulkans befinden, wandern waren und sogar einen Sprung ins kühle […]