Der Blick des Kaimans ist wachsam. Aus den schwarzen Schlitzen seiner Augen beobachtet er jede einzelne Person auf unserem Boot, verfolgt jede Bewegung aufmerksam. Unser Kapitän steuert das kleine Gefährt so unglaublich nah an das Tier, dass dieses mit nur einer einzigen, blitzschnellen Bewegung mit Leichtigkeit nach einer der vielen ausgestreckten Hände der zahlreichen Beobachter schnappen könnte.
Dann wäre wahrscheinlich der ein oder andere Finger weg. Oder zumindest die Kamera, die vorher noch so ungeniert auf den Kaiman gerichtet war. Sie würde auf Nimmerwiedersehen in den schlammigbraunen Kanälen des Tortuguero Nationalparks im schönen Costa Rica verschwinden!
Der relativ kleine, aber wirklich traumhaft schöne Tortuguero Nationalpark mit seiner atemberaubenden und ursprünglichen Natur und das gleichnamige, kunterbunte Dörfchen „Tortuguero-Downtown“ liegen direkt an der Karibikküste Costa Ricas.
Der schier undurchdringlich scheinende und leuchtend grüne Regenwald, der an den meisten Stellen komplett bis an die samtenen, ockerfarbenen Strände heranreicht und auch das tosende, wilde Meer dort haben mich von der ersten Sekunde an mit fast schon spielerischer Leichtigkeit um den Finger gewickelt und echt verzaubert. Dichte Mangrovenwälder rahmen die zahllosen Dschungelkanäle und versteckten Lagunen ein, in denen sowohl an Land als auch in den braunen Fluten die unglaublichsten und faszinierendsten Kreaturen zuhause sind.
Schildkröten, Sternschnuppen und ein wahnsinnig schöner Strand
Eines meiner absoluten Highlights im Tortuguero Nationalpark war unser spontaner Ausflug an einen der vielen, unglaublich wilden Karibikstrände bei Nacht. Wir wollten die riesigen Meeresschildkröten bei der Eiablage beobachten, was schon seit ich denken kann auf meiner Bucketlist ziemlich weit oben steht. Was für ein Glück also, dass wir jetzt gegen Ende September genau zur richtigen Zeit in Costa Rica waren.
Als wir, zusammen mit einer kleinen Gruppe von Gleichgesinnten, schließlich den nicht weit von unserer Lodge entfernten Strand erreichten war es schon stockfinster. Bis auf die Sterne. Die leuchteten so dermaßen intensiv und klar über unseren Köpfen, dass ich mich unweigerlich an meine erste Nacht in der Wüste Jordaniens erinnert fühlte, wo ich einen ähnlich schönen Nachthimmel bewundern durfte.
In der Ferne am Horizont zuckten lautlos Blitze vom tiefschwarzen Himmel und beleuchteten in unregelmäßigen Abständen das tosende und unruhige Meer. Immer wieder konnten wir Sternschnuppen beim Verglühen beobachten und uns still und heimlich etwas wünschen. Fast schon unwirklich schön und absolut magisch wirkte diese ganze Szene auf mich, während ich da so barfuß im weichen und kühlen Sand stand und auf die Schildkröten wartete.
Ganz ehrlich gesagt fühlte ich mich nicht so wahnsinnig gut dabei, diese wunderbaren Lebewesen bei diesem doch sehr privaten Moment so direkt zu beobachten. Die Guides ließen die Menschen für meinen Geschmack auch viel zu nah an die Nester ran, was ich absolut nicht gut fand. Aus diesen Gründen hielt ich mich so weit wie möglich im Hintergrund und genoss einfach den wunderbaren Strand, die tosende Brandung des Meeres und das wahrlich zauberschöne Schauspiel am leuchtenden Nachthimmel.
Der magische Moment, der diesen Abend dann auch zu einem richtigen Highlight für mich machte, kam ganz plötzlich, als wir auf dem Rückweg zum Boot eine wirklich riesige Schildkröte auf ihrem Gang zurück ins Meer beobachten konnten. Schwerfällig, Zentimeter um Zentimeter und ganz langsam schleppte sich das Tier zurück ins Wasser. Das frische Nest zu unserer Linken war mit einer dicken Schicht Sand sicher bedeckt. Darunter schlummerte friedlich das neue Leben…
Der wunderschöne Nachthimmel, der samtweiche Sand unter meinen Füßen, und das Wissen, dass dieses faszinierende Tier gerade hunderten von süßen Schildkrötenbabies das Leben geschenkt hatte, berührten mich ganz tief in meinem Inneren. Und mit einem Schlag wusste ich ganz genau, was ich mir bei der nächsten Sternschnuppe wünschen würde. Nämlich, dass möglichst viele von den Kleinen in den nächsten Wochen die schwierigen ersten Stunden ihres noch so jungen Lebens gut überstehen und zu ebensolchen stolzen Tieren wie ihre Mutter heranwachsen würden!
Mit dem Boot durch die verzweigten Kanäle und Lagunen
Die Hauptgründe den schönen Tortuguero Nationalpark in Costa Rica zu besuchen, sind für die meisten Besucher wahrscheinlich die weit verzweigten Wasserstraßen, die engen Kanäle mitten durch den dichten Regenwald und die versteckten, malerischen Lagunen. Mit kleinen Booten oder sogar mit einem Kanu kannst du die fantastische Natur des Landes erkunden und einen Eindruck von der fast unendlichen Vielfältigkeit dieser bekommen. Nicht nur Kaimane, sondern auch Krokodile, verschiedene Arten von Flussschildkröten, Otter und sogar Seekühe leben in den schlammbraunen Gewässern Tortugueros.
In den dampfenden Uferregenwäldern erspähst du mit etwas Glück scheue Jaguare, freche Affen und dösende Faultiere, sowie unzählige Vogel- und Reptilienarten.
Ich fand es einfach nur absolut faszinierend, mit dem Boot durch das ruhige Wasser zu gleiten, den leisen Geräuschen des Urwaldes zu lauschen und die ganze Atmosphäre voll und ganz in mich aufzunehmen.
Ein einzigartiges Ökosystem im Herzen Costa Ricas
Der Tortuguero Nationalpark ist ein wahres Naturwunder und gehört zu den beeindruckendsten Schutzgebieten von Costa Rica. Der Park liegt an der Karibikküste und du kannst ihn nur per Boot oder mit dem Flugzeug erreichen. Eine Reise in dieses ursprüngliche Paradies fühlt sich wahrlich wie der Beginn eines echten Abenteuers an!
Wusstest du eigentlich, dass Tortuguero soviel wie “Land der Schildkröten” bedeutet? Mit seinen 11 verschiedenen Lebensräumen, darunter Mangroven, tropische Regenwälder und malerische Lagunen, bietet der Nationalpark eine beeindruckende Vielfalt an Flora und Fauna.
Absolut beeindruckend finde ich ja die riesige Anzahl an unterschiedlichen Amphibien und Reptilien, wie die knallroten Pfeilgiftfrösche, leuchtend gelbe Schlangen und quietschgrüne Echsen!
Auch aus botanischer Sicht ist das Schutzgebiet eine echte Besonderheit: Riesige Mahagonibäume, sich im Wind wiegende Palmen, sowie die außergewöhnlichsten Orchideenarten säumen die Wasserwege und schaffen eine Kulisse, die an eine tropische Märchenwelt erinnert. Dank der einzigartigen Mischung aus Süß- und Salzwasser in den Kanälen gedeihen hier auch zahlreiche Fischarten und Wasserpflanzen.
Ein entspannter Nachmittag in Tortuguero Downtown
Mitten im Nationalpark liegt verschlafen und scheinbar völlig unberührt vom Rest der Welt ein kleines, kunterbuntes, karibisches Dörfchen. Hunde spielen auf der einzigen richtigen Straße des Ortes, Kinder toben ausgelassen auf dem Spielplatz. Autos gibt es hier gar keine, und die Männer treten beim nachmittäglichen Domino gegeneinander an oder genießen einfach nur das Pura Vida.
Mit einer eiskalten Kokosnuss in der Hand schlenderten wir einmal quer durch das Dorf, spielten mit einem unglaublich süßen Hundebaby und hatten nichts anderes im Kopf als nur den Moment. Herrlich!
Zum Tortuguero Nationalpark führen keine direkten Straßen. Hierher kommst du in der Regel nur mit einem Boot im Rahmen einer mehr oder weniger geführten Tour oder einem Aufenthalt in einer der vielen charmanten Lodges mitten im Park. Julia und ich haben zwei Nächte in der hübschen Pachira Lodge gewohnt und waren super zufrieden!
Fast 190 km² Land und etwa 520 km² Gewässer werden durch den Nationalpark geschützt. Der Name leitet sich übrigens vom spanischen Wort für Schildkröte „Tortuga“ ab, denn der knapp 35 Kilometer lange Strandabschnitt des Parks ist ein streng geschützter Eiablageplatz für einige verschiedene Schildkrötenarten.
Neben den vom Aussterben bedrohten grünen Meeresschildkröten kommen hier in den Monaten von Juni bis September sogar die seltenen und wirklich riesigen Lederschildkröten an den Strand, um im Schutz der Nacht ihre Eier abzulegen. Diese Schildkrötenart wird bis zu zwei Meter lang und kann an die 700 kg wiegen. Damit ist sie die größte ihrer Art. Einige Monate später schlüpfen dann die kleinen Schildkrötenbabies aus den Eiern und suchen sich ihren Weg zum Meer.
Nachhaltiger Tourismus zum Schutz der Natur
Der Tortuguero Nationalpark meistert den schwierigen Spagat zwischen Tourismus und Naturschutz mit Bravour. Sämtliche Besucher dürfen den Park nur in Begleitung von ausgebildeten Guides erkunden, ohne Ausnahmen. Das stellt sicher, dass die empfindliche Natur so gut wie eben möglich geschützt wird.
Innerhalb der Parkgrenzen gibt es mittlerweile einige nachhaltige Unterkünfte, von denen aus du nicht nur die außergewöhnliche Natur erleben, sondern auch einen Beitrag zu ihrem Erhalt leisten kannst!
Zusätzlich engagieren sich einige lokale Gemeinschaften aktiv für den Schutz der Schildkröten und anderen Tierarten. Das sichert nicht nur die Artenvielfalt, sondern kommt gleichzeitig auch den Menschen vor Ort zugute. Wenn du also den Tortuguero Nationalpark in Costa Rica besuchst, dann tauchst du nicht nur in eine Welt voller märchenhafter Schönheit ein, sondern wirst auch Teil eines Netzwerks zum Schutz und Erhalt dieser bemerkenswerten Natur.
Warst du schon mal in Costa Rica und hast vielleicht auch den Tortuguero Nationalpark besucht? Wie fandest du die Natur dort und was hat dich am meisten begeistert? Ich freue mich sehr auf deinen Kommentar!
Hier findest du noch mehr Reisetipps für Costa Rica
- Meine liebsten Costa Rica Sehenswürdigkeiten habe ich hier für dich zusammengefasst
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*Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Recherchereise mit Shoestring Reisen. Bei der Umsetzung des journalistischen Inhalts war ich vollkommen frei und meine Meinung ist wie immer meine eigene. Im Artikel gibt es ein paar Werbelinks: Buchst oder kaufst du über diese etwas, bekomme ich eine Provision. Der Endbetrag bleibt für dich jedoch immer gleich. Danke dir!
13 Comments
Sofia Warren
6. Dezember 2024 at 13:40Wenn ich mir die Ufer der schönen Landschaft ansehe, mag ich sie und möchte wie die Wellen leben, danke für die schönen Aufnahmen.
Melanie
1. Januar 2025 at 10:25Gerne, liebe Sofia! Das hört sich übrigens verlockend an … :)
Naturparadies Costa Rica - Planung für 2 Wochen Roadtrip
17. Oktober 2019 at 16:32[…] auch für den Tortuguero ein Tipp zum Weiterlesen, dieses Mal bei Melanie von Good Morning […]
Tanja
15. Oktober 2016 at 12:08Dösende Faultiere … wie wundervoll!
Hach, dein Beitrag macht richtig Lust den Dschungel von Costa Rica zu erkunden und wie wundervoll, dass ihr für die Schildkröten so ein tolles Timing hattet. Ich liebe Schildkröten, die sind so unbeschreiblich faszinierende Wesen!
Bin schon auf die weiteren Beiträge gespannt und mich hast du unbedingt angesteckt :-) Hatte davor schon gelesen, wie wundervoll Costa Rica sein soll, aber seit ihr da gewesen seid, will ich noch mehr hin.
Alles Liebe
Tanja
Melanie
17. Oktober 2016 at 10:31Liebe Tanja,
das freut mich sehr! Costa Rica ist wirklich ganz ganz toll… Ich freu mich übrigens immer mega, wenn ich Bucketlists um weitere Ziele erweitern kann. Voll gut also! Was steht denn bei dir momentan an allererster Stelle auf deiner Liste?
LG, Melanie
Eva
13. Oktober 2016 at 12:30Scheinbar hat sich Tortuguero nicht sehr verändert, deinen Bildern und Beschreibungen nach zu urteilen Ich war in den 90ern in Costa Rica und an Tortuguero habe ich spektakuläre Erinnerungen. Wir wurden nämlich evakuiert aufgrund eines aufkommenden Hurricans. Das macht die Landzunge natürlich besonders gefährlich….
Melanie
14. Oktober 2016 at 0:38Liebe Eva,
wow, evakuiert? Na das ist ja wirklich mal eine sehr spektakuläre Erinnerung! Und wie ging das ganze dann aus? War der Hurrikan schlimm?
LG, Melanie
Annika
12. Oktober 2016 at 19:27Liebe Melanie,
sehr schön geschrieben. Der Tortuguero Nationalpark klingt nach einem Paradies für Tierliebhaber. Die meisten Tiere, die du genannt hast, habe ich in dem Bloxbook Costa Rica Tierguide auch etwas genauer beschrieben – für all die, die es genau wissen wollen und Lust haben Tierarten zu bestimmen.
Ich drück jetzt auch mal die Daumen, dass viele kleine Schildkröten überleben.
LG Annika
Melanie
13. Oktober 2016 at 4:22Liebe Annika,
dank dir! Ich drücke den kleinen Schildkröten auch alle Daumen, die ich habe… :)
Passt mein Artikel (und vielleicht auch die folgenden) noch in deinen wunderbaren Reiseführer oder ist der schon abgeschlossen? Würde mich mega freuen darin auch vorzukommen! ;)
Ganz liebe Grüße,
Melanie
Andy & Miri
12. Oktober 2016 at 19:27Super schön geschriebener Artikel! Wir beobachten euch schon eine ganze Weile auf FB und Instagram, denn für uns geht es Ende nächster Woche los. Wir starten allerdings in Panama und arbeiten uns dann nach Norden hoch. An Costa Rica haben wir hohe Erwartungen und glauben, das es echt das Highlight der Reise werden kann. :-) Wenn wir dürfen, würden wir deinen Artikel gerne in unserem Planungsartikel zu Costa Rica verlinken?
Sind schon gespannt darauf, mehr zu hören!
LG, Andy und Miri
Melanie
13. Oktober 2016 at 4:20Hey Ihr Beiden,
danke für den Kommentar und ja, gerne dürft ihr meinen Artikel verlinken! Darüber würde ich mich sogar sehr, sehr freuen! Na da bin ich ja gespannt was ihr so über die verschiedenen Länder berichtet. Ich habe immer mit Nicaragua geliebäugelt… Das macht ihr dann ja ganz bestimmt auch mit, oder?
Gaaaaanz viel Spaß!!
LG, Melanie
Nadine
12. Oktober 2016 at 7:00Es ist so traumhaft schön. Wie lange wirst du noch unterwegs sein? Hast du Pläne für danach?
Melanie
13. Oktober 2016 at 4:16Liebe Nadine,
es ist wirklich super schön hier! Bald geht´s für mich in die Antarktis und danach in die Karibik. Ich kann dir gar nicht sagen wie sehr ich mich auf beides freue!!! :)
LG, Melanie