Das erste Mal Meer sehen und riechen – Ich war zwar bereits in Valparaiso am Meer, aber dort dominiert vor allem der große Hafen das Stadtbild. Chiloé Chile liegt einige Stunden südlich von Santiago de Chile und versprüht den Charme einer abgelegenen Insel, auf der Traditionen noch intensiv gelebt werden und ein einfacheres, entspanntes Leben den Alltag bestimmt. Meine besten Reisetipps möchte ich jetzt mit dir teilen!
Puerto Varas & Frutillar: Kuchen & Bierfest in Chiloé Chile
Auf meinem Weg Richtung Süden lege ich noch einen kurzen Stopp in Puerto Varas ein. In dieser Gegend beginnt Patagonien. Nicht, wie ich immer dachte, weiter im Süden von Chile, wo ich im Nationalpark ein sehr empfehlenswertes Torres del Paine Trekking gemacht habe.
Die Busfahrt mit Jac von Temuco dauert fünf Stunden. Wie in Araucania Chile ist auch hier ein Vulkan allgegenwärtig: der Osorno. Puerto Varas liegt direkt am Lago Llanquihue und bietet somit ein wunderschönes Panorama. Da mir vor allem Frutillar, etwas nördlicher, empfohlen wurde, setze ich mich nach einem kurzen Stadtbummel für 1.200 Pesos (1,70 Euro) in einen lokalen Bus und befinde mich 45 Minuten später in Klein-Deutschland wieder. Überall werden leckere Kuchen und Strudel angeboten, ein paar Tage später findet ein Bierfest statt, und im Club Aleman geht es rustikal bayerisch zu.
Im Vergleich zu Puerto Varas laden in Frutillar ein längerer, breiter Strand und eine Promenade zum Verweilen ein. Es ist ein nettes Örtchen, um entspannt ein paar Stunden am See zu verbringen. Selbst um 7 Uhr abends lassen es sich hier noch einige Chilenen mit einer heißen Schokolade oder einem Kaffee und einem Stück Kuchen in einem der Cafés gut gehen.
Pucón allerdings gefiel mir besser: Jüngere Leute, nettere Cafés und Restaurants und coolere Unterkünfte. Umso besser daher, dass es am nächsten Tag für mich auch schon weiter nach Chiloé geht, einer wunderbaren Insel circa zwei Stunden südlich von Puerto Varas.
Chiloé Chile: Inselfeeling und Abgeschiedenheit pur
Um nach Chiloé zu kommen und dort flexibel zu sein, mietest du dir am besten, wie ich, einen Leihwagen. Der deutsche Anbieter Seelmann zum Beispiel besitzt überall in Chile, unter anderem auch in Puerto Montt, eine Station, bei der auch ich am Mittag meinen Wagen abhole. Los geht’s mit meinem Mini-Roadtrip über die Insel Chiloé Chile. Die Anfahrt dauert circa drei Stunden inklusive Übersetzen mit der Fähre, die in regelmäßigen Abständen von 10 – 15 Minuten in Pargua ablegt und 12.200 Pesos (circa 17 Euro) kostet.
Welch ein Genuss, die frische salzige Seeluft zu riechen und auf der Haut zu fühlen!
Mein Hotel befindet sich in der Nähe der größten Stadt, Castro. Da ich jedoch noch ein bisschen Zeit habe, lege ich auf dem Weg dorthin einen Stopp in Ancud ein, der zweitgrößten Stadt der Insel. Rückblickend kann ich sagen, dass ich mir das eigentlich hätte sparen können, denn Castro ist deutlich hübscher und verfügt über einige tolle Restaurants und gemütliche Cafés, wo man gern eine kleine Pause einlegt.
Auf dem Weg zum Refugio Pullao muss ich eine steile Schotterpiste überwinden, bis ich das in der Sonne glitzernde Meer sehen kann. Als ich in meiner Unterkunft ankomme und wenig später mein Zimmer beziehe, bin ich wieder einmal sprachlos. Die Architektur der drei Häuschen ist Vogelnestern nachempfunden, da sich vor allem bei Ebbe Möwen, Flamingos und andere Vögel unten am Wasser aufhalten, um nach Futter zu suchen.
Von meinem Bett und auch dem davor stehenden Sofa aus habe ich durch die breite Glasfront immer Blick aufs Meer. Wie unglaublich ist das denn? Ich kann mein Glück kaum fassen und möchte am liebsten gar nicht mehr weg.
Bunte Stelzenhäuser & Märkte in Castro
Am späteren Nachmittag mache ich mich aber doch noch einmal auf, um Castro zu erkunden und etwas essen zu gehen. Die Stadt ist vor allem für ihre bunten Pallafitos (Stelzenhäuser) bekannt. Ich schlendere die geschäftige Hauptstraße entlang, bis ich die bunte, malerische Kirche erreiche.
Danach mache ich noch einen Abstecher zur lokalen Markthalle unten am Ufer und decke mich mit ein bisschen frischem Obst und Gemüse ein. Wenn du gerne Fisch isst, wirst du auf Chiloé im kulinarischen Himmel sein, denn hier werden in nahezu allen Restaurants feinste Leckereien aus dem Meer angeboten! Oder du holst dir ein fangfrisches Exemplar direkt vom Kutter und bereitest es in deiner Unterkunft selbst zu.
Zum Abendessen lasse ich mich im Le Mercadito nieder, ein sehr nettes, gemütliches Restaurant mit Blick aufs Meer. Da schmeckt die Thunfisch-Shrimp-Ceviche doch gleich noch besser! Für superleckere Kuchen, vor allem den Maracuja Cheesecake, kann ich dir das Café Blanco empfehlen.
Aufgrund des Wetters wird es nichts mit dem Chiloé National Park
Am nächsten Tag will ich früh morgens los in Richtung Chiloé National Park. Die Fahrt dorthin soll 1,5 Stunden dauern. Je mehr ich mich meinem Ziel jedoch nähere, desto dunkler wird es. Als ich dort ankomme, regnet es. Wie schade, denn landschaftlich ist es hier ein Traum! Die Dünen, ein endloser Sandstrand und die raue Meeresluft könnten so perfekt sein. Da der Regen aber zunehmend stärker wird, drehe ich wieder um und fahre etwas enttäuscht und traurig zurück nach Castro, wo allerdings die Sonne scheint.
So ist das auf Chiloé mit dem Wetter – In der einen Ecke so, in der anderen so!
Bekannt ist Chiloé aber nicht für sein wechselhaftes Wetter, sondern vor allem für seine unberührte Natur und typischen Holzkirchen. An einem besonders schönen Beispiel sowie dem dazu gehörigen, für hier typisch farbenfrohen und idyllischen Friedhof, komme ich am Rückweg im Süden Castros vorbei.
Dalcahue & Quinchao: Natur pur in Chiloé Chile
Am nächsten Tag fahre ich schon sehr früh los, um eine andere Insel zu entdecken: Quinchao. Von Dalcahue aus, wo gerade die Stände für den Markt aufgebaut werden und Selbstgemachtes aus Holz und Wolle oder frisches Obst, Gemüse und Fisch verkauft werden, trägt mich eine Fähre samt Auto in fünf Minuten auf die Insel. Was ich dort erlebe, übertrifft noch die Einöde von Chiloé selbst und auch der von Puerto Williams in Chiles Feuerland. Hier ist wirklich nichts, aber im positiven Sinn!
Grüne Täler, die typischen Kirchen, ein paar Holzhäuser hier und da. Die „Orte“ bestehen aus wenigen Häusern, und ganz im Süden bringt gerade der Gemüsemann mit seinem Auto die wöchentliche Ration an Vitaminen. In zwei Stunden habe ich alles abgefahren und mache mich wieder auf den Heimweg, denn heute steht noch ein Ausritt mit dem Pferd an, auf den ich mich mega freue!
Ein Ausritt mit den Gauchos durch die unberührte Landschaft
Kurz bevor ich mich in den Sattel schwinge, erfahre ich, dass uns ein Kamerateam begleiten wird, um ein Video für das Hotel zu drehen. Und so erklärt mir Juan erst einmal, was das Besondere an einem Sattel der Gauchos – im Vergleich zum englischen, den ich kenne – ist und wie man die Zügel richtig hält. Dann machen wir uns Richtung Strand auf, wo die Pferde zunächst durch tiefen Schlick waten müssen.
Die Unberührtheit der Landschaft hier, genau wie schon in der Salar de Uyuni Salzwüste in Bolivien, beeindruckt mich aufs Neue, und ich merke, wie ich sie erst jetzt richtig aufnehmen kann. Aus dem Auto sah sie auch beeindruckend aus, aber die außergewöhnlichen Gerüche und Farben konnte ich nicht erkennen. Erst jetzt sind meine Sinne für ihre unglaubliche Schönheit geschärft.
Nachdem wir einige Zeit am Strand entlang geritten sind, tasten wir uns ins Wasser. Die Pferde schreiten elegant durch die Brandung. Das salzige Meerwasser spritzt mir ins Gesicht.
Weiter geht es den Berg hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Wir passieren einen Wald und eine Wiese mit Schafen, bevor wir durch einen Bach waten. Als wir diesen hinter uns gelassen haben, nehmen wir Geschwindigkeit auf und galoppieren los. Was für ein Spaß! Und schon wenig später sind die drei Stunden Ausritt vorbei, und ich muss ein wenig traurig den Heimweg nach Puerto Montt antreten.
Falls du noch nie auf einem Pferd gesessen bist, probier es unbedingt einmal aus! Ich finde, es gibt nichts Schöneres, als auf einem Pferd eins mit der Natur zu werden und sie auf diese Weise noch intensiver zu erleben. Schon der Ausritt in der Atacamawüste Chile war für mich ein absolutes Highlight, aber auch ein Ritt am Strand ist einfach himmlisch!
Weitere nützliche Reisetipps für Chiloé Chile
- Im Januar und Februar finden auf Chiloé Chile viele Feste statt. Vielleicht hast du das Glück, dabei einmal Curanto zu probieren. Dafür werden verschiedene Zutaten wie Muscheln, Würste, Fleisch, Kartoffeln und Gemüse im Boden vergraben und durch ein darüber entzündetes Feuer gegart. Dieses typische Essen bekommst du auch in Restaurants, wo es sicherlich auch gut schmeckt, aber eben konventionell in der Küche zubereitet wird.
- Interessant ist es auch, eine Minga zu beobachten. Wenn in Chiloé jemand umzieht, passiert das manchmal auf dem Wasserweg. Dabei wird das Holzhaus einfach ins Wasser gelassen und zum neuen Standort getrieben.
- Wenn du noch etwas mehr Zeit hast, kannst du vom Hafen in Castro aus ein Boot nehmen und dich auf eine der umliegenden Inseln bringen lassen. Auf den kleinen stehen oft nur eine Handvoll Häuser, und mit ein bisschen Spanisch und einem netten Lächeln wirst du vielleicht auf einen Kaffee eingeladen und kannst mehr über die Bewohner und das Leben auf so einer abgelegenen Insel erfahren.
Hast du auch schon einmal den Zauber einer noch sehr ursprünglichen Insel mit kaum Touristen erlebt? Oder warst du vielleicht sogar schon mal auf Chiloé Chile unterwegs? Ich freue mich sehr, wenn du deine Erlebnisse in den Kommentaren hier auf unserem Reiseblog schilderst!
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*Diese Reise wurde von mir selbst komplett aus eigener Tasche bezahlt. Meine Meinung ist ebenfalls wie immer meine eigene. Bei einigen Links im Beitrag handelt es sich um Werbelinks. Buchst du über diese, bekommen wir eine Provision. Der Endbetrag bleibt für dich gleich. Danke für deine Unterstützung!
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Blog-Tourist #31: Unsere Top-Auswahl der interessantesten Reiseberichte - Expedia.de Blog
3. März 2017 at 11:27[…] Melanie Schillinger ist in Chile, genauer auf den Inseln Chiloé – die zweitgrößte Insel des Landes – und Qinchao. Die Orte bestechen vor allem durch ihre Abgeschiedenheit und Einfachkeit. Tolle Holzkirchen, bunten Pallafitos (Stelzenhäuser) und der Chiloé National Park verzaubern die Autorin – und sicherlich auch Euch. Lest den Beitrag auf ihrem Blog goodmorningworld. […]