Wie wäre es mal mit einem etwas anderen Urlaub in Tirol? Nur mit dem absolut Nötigsten auf dem Rücken drei Tage durch das malerische Pillerseetal zu wandern, traumhafte Aussichten auf die Kitzbüheler Alpen zu genießen und abends mit herrlicher Wellness die Batterien wieder aufzuladen?
Der WaiWi ist der perfekte Weitwanderweg für Einsteiger, beinhaltet aber durchaus einige dich fordernde Abschnitte. Er ist zudem die ideale Therapie, um den Kopf frei zu bekommen und das Gefühl von Freiheit zu erleben – nicht nur in dem Moment, wenn du es auf den Berggipfel geschafft hast!
Pillerseetal: Weitwandern in den Kitzbüheler Alpen
3 Tage, 24 Stunden, 50 Kilometer, 3.200 Höhenmeter – das ist der Weitwanderweg WaiWi in Kurzfassung. Etwas ausführlicher beschrieben: Hier erwarten dich, nur gut 1,5 Stunden von München entfernt, faszinierende Bergerlebnisse rund um das Pillerseetal wie das von weitem sichtbare, imposante Jakobskreuz auf der Buchensteinwand, die wohl schönste Hütte Tirols am Wildseeloder, der smaragdgrüne Pillersee und leckere, hausgemachte Hüttenschmankerl.
Auf diesem Weg lernst du die malerische Landschaft der Kitzbüheler Alpen in all ihren Facetten kennen
Auch die Unterkünfte könnten unterschiedlicher nicht sein. Während du die ersten zwei Nächte deines Tirol Urlaubs im Tal in komfortablen Wellnesshotels verbringst, schläfst du in der letzten Nacht bei Ruhe pur auf 1.854 Metern Höhe. Die beste Zeit für den WaiWi ist von Juni bis Oktober. Er gilt als mittelschwer und erfordert daher auf jeden Fall geeignete, feste Schuhe und idealerweise auch Wanderstöcke.
Startpunkt ist das Dorf Waidring, das früher für Fuhrleute und mit der Postkutsche Reisende ein beliebter Anlaufpunkt war. Für die erste Nacht vor der Wanderung kann ich dir den Waidringer Hof empfehlen. Moderne Zimmer, ein schöner Wellnessbereich mit verschiedenen Saunen und einem Naturteich sowie schmackhafte Gerichte sind der ideale Start in dein Wanderabenteuer.
Kurz vor dem Ziel noch einmal zurückblicken und das Panorama genießen
1. Etappe: gemütlich von Waidring nach St. Jakob in Haus
Gestärkt mit einem reichhaltigen, leckeren Frühstück schlüpfe ich in meine Wanderschuhe, hänge mir meinen Rucksack um und mache mich auf den Weg Richtung St. Jakob in Haus. Für die erste Etappe des WaiWi im Pillerseetal hast du zwei Möglichkeiten: Beide starten in Waidring und enden in St. Jakob in Haus, jedoch beinhaltet eine Variante weniger Höhenmeter und ist auch zeitlich etwas kürzer. Ich entscheide mich als Einstieg für diese leichtere Option, um am zweiten Tag nicht schon von Muskelkater geplagt zu werden. Auch rückblickend betrachtet, die richtige Wahl!
Vom Waidringer Hof sind es nur ein paar Meter bis zum Startpunkt der Wanderung. Der Weg hinauf zum Hausberg ist mit einem grünen WaiWi Aufkleber markiert. Die erste Teilstrecke führt durch einen herrlichen Mischwald, und ich genieße die wunderbar klare Waldluft der Kitzbüheler Alpen. Auf dem Gipfel des Hausbergs angekommen, bietet sich ein tolles Panorama über die Steinplatte – ein urzeitliches Korallenriff – und das Fellhorn. Durch die rauschende Weißbachschlucht erreichst du wenig später den Alpengasthof Oberweißbach, wo du eine erste Verschnaufpause einlegen kannst.
Wegweiser zum Startpunkt des WaiWi
Von weitem täuschend echt, von nahem ein echtes Kunstwerk
Essreife Walderdbeeren am Wegesrand
Postkartenmotive & Kuhglockenläuten im Pillerseetal
Am Gasthof links vorbei schlängelt sich die Straße hoch zur Rechensaukapelle. Die leichtere Variante führt von dort gerade aus weiter Richtung St. Adolari. Ein uriger Bauernhof und das Glockenläuten der Kühe, die ich auf dem Weg passiere, sind mein erstes Highlight. Was für eine Idylle hier oben! Wieder unten angekommen erwartet dich eine kleine, gotische Wallfahrtskirche aus dem Jahr 1407 direkt neben dem traditionellen Gasthof Adolari, in dem ein köstlicher Kaiserschmarrn, aber auch andere Tiroler Spezialitäten auf der Speisekarte stehen.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite setzt sich der Weg fort, bis schon bald die ersten Ausläufer des paradiesischen, grün-türkisen Pillersees zu erkennen sind
Doch Vorsicht! Wer sich hier allzu euphorisch die Kleider vom Leib reißt, wird ein eiskaltes Wunder erleben. Ich schaffe noch nicht einmal eine Runde in dem Kneippbecken, am Ende des Sees, das mit einer belebenden Abkühlung für die heiß gelaufenen Füße lockt.
Hier kannst du dich entscheiden: normale Route (grün) oder leichtere Alternative (blau)
Neugierige Kälber finden Wanderer besonders spannend
Ein ziemlich schönes Fleckchen zum Leben
Jede Kalorie wert: der Kaiserschmarrn im Gasthof Adolari
Kurze Rast am Pillersee
Barocke Pfarrkirche St. Ulrich an den Kitzbüheler Alpen
Kneippbecken zum Abkühlen in herrlicher Umgebung
Kitzbüheler Alpen: Endspurt Richtung St. Jakob in Haus
Mit der markanten Pfarrkirche St. Ulrich im Rücken, kannst du von hier bereits das gigantische Jakobskreuz auf der Buchensteinwand erkennen – das erste Ziel der zweiten Etappe. Gemütlich wanderst du von hier aus weiter durch den malerischen Weiler Flecken mit seinen alten Bauernhöfen bis zum Etappenziel St. Jakob in Haus. Das Ende dieser Strecke ist übrigens Teil des berühmten Jakobswegs.
Mein Tipp: Die reguläre Route führt auf dem gleichen Weg bis zur Rechensaukapelle, von dort aber über den Schafelberg und den Kirchberg zu St. Jakob in Haus. Für diese 17 km, 1.700 Höhenmeter hinauf und 671 Meter hinab sind 8 Stunden kalkuliert. Solltest du gut in Form sein, ist dies sicherlich deine Variante.
Das Jakobskreuz ist schon in Sicht
Weiler Flecken – Tiroler Dorfidylle
Daten der 1. Etappe:
Dauer: 5 Stunden
Distanz: 16 km
Höhenmeter: 420 m
Unterkunft 1. Etappe: Für die zweite Nacht ist das Naturhotel Kitzspitz, direkt an der Liftstation der Buchensteinwand, ideal. Ob in der Sauna die Muskeln lockern, im Naturteich oder Pool schwimmen oder im weitläufigen, wunderschön angelegten Garten auf einer Liege die Sonne genießen, hier werden deine Batterien im Nu wieder aufgeladen. Nachmittags stärken feiner Kuchen und Kaffee als Jause, abends lassen vier köstliche Gänge den Tag ausklingen. So fühlt sich Urlaub in Tirol an!
Naturteich vor den beeindruckenden Kitzbüheler Alpen
Genießermenü im Hotel Kitzspitz im Pillerseetal
2. Etappe: von der Buchensteinwand zum Wildseeloder
Dieser Tag ist der härteste, denn gleich zwei Gipfel stehen auf dem Programm. Zunächst geht es auf die Buchensteinwand. Wie, das bleibt dir überlassen. Du hast die Wahl zwischen Sessellift oder per pedes über das „Katzeneck“. Zu Fuß sind es rund 600 Höhenmeter, die es zu überwinden gilt. Da an diesem Tag weitere 1.100 Höhenmeter auf mich warten, entscheide ich mich für die komfortable erste Variante. Ich liebe dieses Gefühl, fast lautlos nach oben zu schweben, ganz entspannt die Aussicht zu genießen und nach wenigen Minuten in luftiger Höhe anzukommen.
Das 30 Meter hohe, begehbare Jakobskreuz thront als weltweit größtes Gipfelkreuz auf dem Bergrücken der Buchensteinwand
Steige unbedingt in den obersten Stock und lass den Blick in die Weite schweifen. Ein Traum! Wieder unten zurück empfehle ich dir noch einen kleinen Abstecher auf den beschilderten Panoramasteig-Blumenweg. Die Sicht von hier auf das Kreuz sowie die umliegende Gipfelwelt ist wirklich jeden zusätzlichen Meter wert.
Luxus – ohne Anstrengung auf den Berg
Blick von der Aussichtsplattform des Jakobskreuz
Aussicht vom Panoramasteig-Blumenweg
Abstieg Richtung Fieberbrunn & Aufstieg zum Wildseeloder
Nun geht es weiter auf dem WaiWi zurück zur Bergstation des Lifts und links an ihr vorbei ins Tal Richtung Fieberbrunn. An der Hauptstraße angekommen, hältst du dich wieder links Richtung Walchau und folgst den Schildern Richtung Talstation Streuböden. Zwei Wege führen von hier zum Wildseeloder, dem Ziel der heutigen Etappe. Du kannst aber auch abkürzen und die Seilbahn nutzen. Ich wähle den Weg Nummer 8, der sich relativ steil durch den Wald zur Streuböden Alm hochschlängelt.
Rechts von der Hütte glitzert ein türkisfarbener See in der Sonne, dem ich nicht widerstehen kann. Was für eine wohltuende Erfrischung, die Füße hinein zu tauchen
Die schönste Hütte um einzukehren ist meiner Meinung nach das Wildalpgatterl, ein paar Meter von der Streuböden Alm Richtung Westen. Über die Routennummer 711 kämpfe ich mich hinauf zur Wildalm, wo mich der Bauer mit einem frischen Glas Milch belohnt. Von hier aus sind es hoch zum Wildseeloderhaus nur noch einige Meter, die es jedoch aufgrund der vielen Stufen durchaus in sich haben. Sobald jedoch der malerische See Wildseeloder sichtbar ist, durchströmt ein Gefühl puren Glücks den Körper. Was für ein idyllisches Bergparadies in den Kitzbüheler Alpen!
Höchstmotiviert Richtung Tal
Einkehrmöglichkeit auf dem Weg nach Fieberbrunn
Nach dem Aufstieg auf der anderen Seite eine kurze Erfrischung – herrlich!
Das urige Wildalpgatterl
Erinnerung an längst vergangene Zeiten
Im Hintergrund schon erkennbar: das Wildseeloderhaus
Auf der Wildalm wird auch Käse selbst hergestellt
Hallo Murmeltier! Ok – nicht mehr ganz lebendig, der süße Fratz
Frische Milch von Vroni, Resi und Co.
Pillerseetal: Wohlverdiente Nachtruhe in Traumlage
In dieser hübschen, schindelgedeckten Schutzhütte mit rustikalen Fensterläden im Österreich-Design verbringst du die Nacht. Ich erhole mich in einem Doppelzimmer, den süßen Duft des Zirbenholzes in der Nase, vom harten Aufstieg und lasse mir etwas später in der gemütlichen Stube die Spinatknödel schmecken. Zum Sonnenuntergang zieht es mich aber noch einmal hinaus in die Natur und ich verabschiede mich mit eindrucksvollen Bildern vom zweiten Tag.
Gerade noch rechtzeitig habe ich es auf den gegenüberliegenden Berg geschafft
Wolken & Abendsonne im Wechsel
Daten der 2. Etappe:
Dauer: 6 Stunden
Distanz: 17 km
Höhenmeter: circa 1.100 m Aufstieg, 671 m Abstieg
Unterkunft 2. Etappe: Ich habe in meinem Wanderleben schon einige Berghütten zu sehen bekommen, aber diese ist mit Abstand die schönste – nicht nur von außen! Im traumhaft gelegenen Wildseeloderhaus hast du die Wahl zwischen Matratzenlager, 4-Bett-Zimmer oder einem privaten 2-Bett-Zimmer. Reserviere rechtzeitig deinen Schlafplatz, da die Hütte in der Hochsaison immer ausgebucht ist. Am besten ein paar Monate im Voraus!
Doppelzimmer im Wildseeloderhaus
Es ist schon fürs Bergfrühstück eingedeckt
Spinatknödel zur Stärkung
3. Etappe: Der Wildseeloder in den Kitzbüheler Alpen
Hast du schon einmal den Sonnenaufgang auf einem Gipfel erlebt? Wenn nicht, dann solltest du dir dies hier am Pillerseetal unbedingt vornehmen. Denn weit ist es vom Wildseeloderhaus nicht mehr, und ich verspreche dir, du wirst diesen einzigartigen Moment noch lange in Erinnerung behalten!
Um 4 Uhr klingelt mein Wecker. Ich packe mich in warme Kleidung und mache mich im Dunkeln auf den Weg Richtung Wildseeloder. Das Gras ist noch nass, die Luft kühl. Ich muss einer Kröte und einem schwarzen Lurch ausweichen. Plötzlich tauchen im Halbdunkel leuchtende Augen vor mir auf – mehrere.
Nach einem kurzen Moment des Schreckens wird klar, es handelt sich dabei nur um die Schafherde, die hier oben zuhause ist, und mein Puls beruhigt sich schnell wieder
Durch ein Felsentor führt nun der Weg am Grat entlang. Etwas unterhalb des Gipfels, der sich auf 2.118 Meter erhebt und dessen Kreuz übrigens aus dem letzten Pillerseestahl geschmiedet wurde, lasse ich mich nieder. Die Beine sind noch schwer und etwas zittrig von den Anstrengungen des Vortags.
Langsam färbt sich der Himmel hinter den Wolken rot. Nur das ferne Kuhglockenläuten und das leise Quaken von Fröschen durchbrechen die wunderbare Stille. Ein Moment ganz für mich allein, den ich intensiv genießen kann – wenn es nach 20 Minuten bei leichtem Wind nicht so wahnsinnig kalt werden würde. Doch das frühe Aufstehen und die Mühe haben sich gelohnt. Ich nehme die Sicht auf den Bergsee, den Gipfel der Henne gegenüber, ins Tal und über die Kitzbüheler Alpen tief in mich auf und mache mich nach 45 Minuten auf den Heimweg in die warme Hütte. Den Gipfel kannst du natürlich auch erst nach einem stärkenden Frühstück im Wildseeloderhaus erklimmen.
Wenn das mal nicht pures Glück ist
Mit dem Boot kannst du kostenlos ein paar Runden auf dem See drehen
Morgendliche Spiegelung im Wildseeloder
Den Schafen geht’s hier oben auch ziemlich gut
Pillerseetal: Abschied von den Kitzbüheler Alpen fällt schwer
Um 9 Uhr heißt es auschecken. Bevor ich aber den Heimweg antrete, mache ich noch einen kurzen Abstecher auf den Rundweg Nummer 6 um den See. Während unter mir Nebelschwaden über die Hütte ziehen, genieße ich hier oben eine wunderbar klare Sicht auf die andere Seite samt Wilder Kaiser sowie die Loferer und Leoganger Steinberge. Beim Abstieg entscheide ich mich anschließend für die Route über die Lärchfilzhochalm, vorbei an üppig blühenden, bunten Almwiesen.
An der Talstation Streuböden Alm angekommen, fühle ich mich zwar körperlich erschöpft, aber gleichzeitig unglaublich gut und erholt. Drei Etappen des Weitwanderwegs WaiWi im schönen Pillerseetal liegen hinter mir, voller unvergesslicher Erlebnisse in der Tiroler Bergwelt!
Noch ein letztes Mal den Blick inhalieren
Grat oberhalb des Wildseelodersees
Zurück ins Tal über blühende Sommerwiesen
Daten der 3. Etappe:
Dauer: 4 Stunden
Distanz: 11,2 km
Höhenmeter: circa 320 m bergauf, 1.378 m bergab
Mein Tipp: Einen Einblick, wie die weit über die Region hinaus bekannten Holzschuhe hergestellt werden, erhältst du in der Manufaktur Waltl in Hochfilzen. Bereits in der vierten Generation werden die außergewöhnlichen Schuhe in modernem Design und aus natürlichen Materialien per Hand hergestellt. Ob mit Leder oder Fell, die Schuhe erregen auf jeden Fall Aufmerksamkeit! Und bequem sind sie auch.
Die feschen Holzclogs sind ein echter Hingucker
Ausstanzen der Lederelemente
Um zurück nach Waidring zu gelangen, kannst du übrigens kostenlos, dank der Gästekarte, die dir das Hotel aushändigt, den Bus ab der Talstation Streuböden nehmen.
Hast du jetzt auch Lust auf den Weitwanderweg WaiWi im Pillerseetal bekommen? Dann pack deine Sachen und los geht’s! Es locken wunderbare Erfahrungen und einzigartige Aussichten. Falls du schon einmal in der Region warst, hast du vielleicht noch ein paar weitere Tipps für die Gegend rund um den Pillersee und die Kitzbüheler Alpen? Hinterlasse gerne einen Kommentar auf unserem Reiseblog, wir freuen uns drüber!
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*Vielen Dank an das Pillerseetal für die Einladung auf diesen Weitwanderweg, durch die dieser Beitrag überhaupt erst entstehen konnte. Für die Text- und Bilderstellung habe ich eine Vergütung erhalten. Meine Meinung ist wie immer meine eigene und wurde nicht beeinflusst. Im Artikel gibt es Werbelinks. Buchst oder kaufst du etwas über diese, bekommen wir eine Provision. Der Gesamtbetrag ändert sich für dich nicht. Vielen Dank für deine Unterstützung!
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