Auf dem Weg vom Titikakasee in Richtung Cusco im Norden von Peru mache ich einen Abstecher nach Arequipa im Westen. Nicht nur die wunderbaren Kolonialgebäude im spanischen Stil lassen mein Herz höher schlagen, sondern auch der überraschend grüne Colca Canyon und seine Giganten der Lüfte – die Kondore. Am letzten Abend muss ich sogar mit einem tanzen. Wie ich dazu gekommen bin und was du alles in dieser Ecke Perus erleben kannst, erfährst du in diesem Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Von Arequipa zum Colca Canyon: meine Highlights & Tipps
Arequipa: spanische Kolonialgebäude in der „White City“
In sechs Stunden bringt mich ein Bus von Tour Peru in die zweitwichtigste Stadt Perus, Arequipa. Sie liegt in einem grünen Tal zwischen den eindrucksvollen Anden und der rauen Küste und ist damit strategisch sehr günstig gelegen. Das Klima ist nicht zu warm und nicht zu kalt und die Erde aufgrund der zahlreichen umliegenden Vulkane sehr fruchtbar. Einziger Nachteil: die Lage in einem Erdbebengebiet. Fünf bis sieben kleinere Erdbeben gibt es hier pro Tag!
Über den lokalen Reiseexperten Jonas von Evaneos habe ich eine Stadttour durch Arequipa sowie den Ausflug in den Colca Canyon, über den du später mehr erfahren wirst, gebucht. Mit dem Auto fahren wir zunächst zum Aussichtspunkt Carmen Alto. Trotz des leichten Regens trifft mein Blick von hier oben auf sattes ausgedehntes Grün.
Vor allem Mais und Alfalfa, aber auch Kartoffeln werden hier im Chilena Valley angebaut, das durch ein dort herrschendes Mikroklima begünstigt wird. 1,3 Millionen Einwohner leben in der Stadt, vor allem Zuwanderer aus dem Altiplano wie Puno und Juliaca. Sie zog es früher vor allem, um in den Kupferminen zu arbeiten, nach Arequipa, denn Peru ist der drittgrößte Kupferexporteur der Welt.
Ihren Spitznamen „White City“ hat Arequipa übrigens nicht wegen der vielen weißen Häuser bzw. der typisch spanischen Kolonialgebäude erhalten, sondern wegen der Spanier, die früher dort zu Kolonialzeiten lebten. In der Innenstadt waren nämlich ausschließlich Menschen mit weißer Hautfarbe erlaubt, die dunkelfarbigeren peruanischen Einheimischen wurden in die Stadtteile außerhalb des Zentrums verbannt.
Im Viertel Gana Guanara zeigen sich die spanischen Einflüsse: weiß strahlende Häuser, bepflanzte Blumentöpfe an den Wänden und enge Gassen mit Kopfsteinpflaster. Deutlich mehr Leben erfüllt die Plaza de Armas, die in typisch spanischem Stil, quadratisch angelegt ist. Die neoklassische Kathedrale, das Rathaus sowie das Gebäude der Armee umranden den Hauptplatz. Direkt daneben befindet sich die beeindruckende Jesuitenkirche im Barockstil.
Das Kloster Santa Catalina in Arequipa
Beim Besuch des Klosters Santa Catalina bin ich zunächst skeptisch, doch die Führung ist wirklich interessant und allein das Gebäude im andalusischen Stil wunderschön anzusehen. 20 Nonnen leben hier derzeit noch. Früher lebten die armen Frauen wie in einem Gefängnis. Noch nicht einmal für einen Arztbesuch durften die Frauen aus dem Kloster. Dies hat sich heute geändert, aber die etwas einschüchternde Atmosphäre ist geblieben.
Die Führung kann ich dir wirklich empfehlen, denn der Führer fasst sich kurz und versorgt dich mit wirklich interessanten Details, die sich ohne Erklärungen nicht erschließen würden. Ohne meine Führerin hätte ich beispielsweise die Kolibris, die hier den süßen Nektar aus den zahlreichen bunten Blüten saugen, nie entdeckt.
Zum Abendessen begebe ich mich ins Restaurant Chicha, das traditionelle Spezialitäten aus Peru und Arequipa anbietet. Mal wieder entscheide ich mich für Ceviche (mit Zitronensaft gegarter Fisch), die hier mit Süßkartoffel und Mais serviert wird. Du hast hier aber auch die Möglichkeit, Alpaka zu probieren. Für leckeren Kaffee, Kuchen und Lunch-Gerichte in einem coolen Ambiente empfehle ich dir das La Despensa.
Wunderbar schlafen & wohlfühlen in Arequipa
Zwei herrliche Nächte habe ich im Hotel & Spa Costa del Sol verbracht. Nach den beiden einfacheren Nächten am Titikakasee habe ich das große Bad, die tolle Regendusche und das riesige, warme Zimmer besonders genossen. Das Hotel im wunderschönen Kolonialstil liegt nur ein paar Gehminuten von der Altstadt, umgeben von viel Grün, entfernt. Mein absolutes Highlight war aber das Frühstück – das beste auf meiner Südamerikareise!
Hier bleiben wirklich absolut gar keine Wünsche offen: unter anderem verschiedene Brötchen und süße Teilchen, verschiedene Rühreier, Pancakes, Energieriegel, frisches Obst und der beste, saftigste Karottenkuchen sind am Buffet zum Festmahl aufgetürmt.
Andere Eiergerichte können à la carte bestellt werden. Und dann ist da noch die glutenfreie Ecke mit Guacamole, verschiedenen Nüssen, Chiasamen, Macapulver und so feinen Gaumenfreuden wie Pecannussmilch. Ich konnte absolut nicht widerstehen und bin aus dem Saal gerollt! Wie gut, dass das Costa del Sol in einem großen Garten liegt und über einen Pool verfügt, an dem ich meinen Bauch erstmal ein bisschen ausstrecken konnte.
Der Colca Canyon: eine Tour zum höchsten Canyon der Welt
Der Colca Canyon in Peru ist der höchstgelegenste und, unter anderem nach dem Grand Canyon, der dritttiefste Canyon der Welt. Diesen Giganten mit eigenen Augen zu sehen, will ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Früh morgens startet meine Tour Richtung Chivay. Als wir aus Arequipa herausfahren, haben wir schon bald Blick auf den Misti Vulkan, welcher der aktivste in der Gegend ist. Bald steht wohl wieder der nächste große Ausbruch an, also schnell weg von hier. In Araucania in Chile habe ich bereits einen Vulkan bestiegen, wobei dieser nicht aktiv ist. Spannend wäre es sicher!
Nachdem wir die Stadt hinter uns gelassen haben, fahren wir in die Quechua Region, welche den nördlichsten Teil der Atacamawüste in Chile bildet. Trockene Hügel und stachelige Kakteen dominieren das Landschaftsbild, aber auch grüne Täler blitzen zwischendrin auf. Hier werden vor allem Alfalfa, Bohnen, Brokkoli, Kartoffeln und Quinoa angebaut.
Wusstest du, dass es in Peru 3.800 verschiedene Sorten Quinoa in 20 verschiedenen Farben und über 3.000 verschiedene Kartoffeln gibt?
Da wir nun immer höher fahren, wird uns geraten, Kokablätter oder Süßigkeiten mit Koka zu uns zu nehmen. Schon bei meiner Tour durch die Salzwüste Bolivien hatte ich Bekanntschaft mit der Kokain-Pflanze gemacht, die bei Beschwerden mit der Höhe helfen soll. Aber keine Sorge, die geringen Mengen an Kokain in den Blättern oder Süßkram machen sich nicht negativ bemerkbar!
Unser erster Halt ist die Laguna Blanca mit Blick auf den imposanten Vulkan Misti und den Chachani Vulkan mit seinen acht Kratern. Im Vordergrund grast eine Herde Vikunjas zufrieden vor sich hin. Diese niedliche Kamelart lebt hier ganz frei und ist typisch für Peru. Du findest sie auch auf der Flagge Perus wieder, und außerdem trägt sie die teuerste Wolle der Welt!
Lamas, Alpakas & Flamingos auf dem Weg zum Colca Canyon
Auf dem Weg zum höchsten Punkt der Tour lernen wir noch zwei weitere Kamelarten, die hier leben, kennen: Lamas und Alpakas. Damit fehlen nur noch Guanacos, die es allerdings nur in Patagonien gibt, wo ich sie bei meinem Torres del Paine Trekking auch schon zahlreich beobachten konnte. Alpakas sind kleiner als Lamas und es werden vor allem ihre Wolle und zartes Fleisch verwendet. Wie man echte Alpaka- von Fakeprodukten unterscheiden kann, lernen wir von unserem Guide auf dem Weg zum nächsten Stopp. Die Frauen der Region bieten nämlich überall Pseudo-Alpaka-Pullis, -Handschuhe, -Schals und vieles mehr an.
Als wir den höchsten Punkt auf 4.910 Metern erreichen, kommen bei einigen meiner Reisegruppe – auch bei mir – wieder dieses Schwindelgefühl und der Druck auf den Kopf auf. Das hält mich aber nicht davon ab, diese tolle Aussicht auf die unzähligen Vulkane der Gegend in mich aufzusaugen. Die vielen aufeinander gestapelten Steine wurden übrigens für die Göttin Pachamama (Mutter Welt) errichtet, die von den indigenen Völkern Südamerikas verehrt wird.
Bevor wir im kleinen Örtchen Chivay, auf 3.600 Metern, ankommen, zeigen sich uns noch zwei weitere Tiere der Anden. Ein paar Flamingos suchen gerne in den feuchten Gebieten nach Nahrung und auch ein paar süße Hasen sind hier heimisch. Einer sitzt entspannt ohne Scheu direkt am Straßenrand in der Sonne.
Ein kleiner Spaziergang durch das Örtchen Chivay
Beim Mittagessen habe ich die Möglichkeit, Alpaka zu probieren, und ich muss zugeben, es schmeckt tatsächlich gut. Außerdem ist es sehr gesund, da es quasi kein Fett besitzt. In meinem Hotel Casa Andina Colca angekommen, entscheide ich mich gegen einen Besuch der heißen Quellen, und spaziere stattdessen ein bisschen im Ort herum. Besonders schön ist er nicht, dafür aber authentisch peruanisch. Ein Hauptplatz in der Mitte, daneben ein lokaler Markt und das wars auch schon.
Beim Abendessen werden wir von peruanischer Live-Musik plus typischem Tanz begleitet, bei dem auch ich aufgefordert werde und nicht Nein sagen kann. Wenig später tanze ich in traditioneller Kleidung aus schwingendem Rock, besticktem Jäckchen und Hut mit dem als Kondor verkleideten Tänzer. Wenn das mal nicht förderlich dafür ist, am nächsten Tag Kondore in der Realität zu sehen!
Kondore fast zum Greifen nah im Colca Canyon
Schon früh morgens, um 6 Uhr, machen wir uns auf Richtung Aussichtspunkt der Kondore im Colca Canyon. Während wir den Tag davor im hohen Tal verbracht haben, liegt dieser im unteren Tal. Die Landschaft ist hier ganz bezaubernd, denn nicht schroffe, karge Felsen dominieren, sondern sattgrüne Täler mit den alten Inkaterrassen.
Diese werden heute allerdings nicht mehr genutzt, da sie zu hoch liegen und daher Frost und Dürre schutzlos ausgesetzt sind. Dafür befinden sich darunter neu angelegte Terrassen, die heutzutage für die Landwirtschaft genutzt werden. Gespeist werden sie vom rauschenden Colca Fluss, der das Colca-Tal zerteilt und schließlich in den Pazifik fließt.
Auch hier sind die umliegenden Vulkane immer präsent. Einer davon fängt gerade, als wir in seine Richtung fahren sogar an, Asche zu spucken. Haargenau können wir dabei zusehen, wie die graue Staubwolke immer größer wird und in den Himmel aufsteigt. Ein faszinierendes Spektakel!
14 Dörfer befinden sich hier im Tal, unter anderem eines namens Yanque, wo die Kinder in traditioneller Kleidung jeden Tag um 7 Uhr morgens den Liebestanz aufführen. Dieses Ritual findet jedoch nicht zum Spaß statt, sondern unter den wachsamen Augen der Lehrer, welche die besten für besondere Aufführungen und Wettbewerbe auswählen.
Kondore leben monogam und begehen sogar Selbstmord
Als wir am Aussichtspunkt ankommen, ist von den Kondoren leider keine Spur. Noch nicht! Da ich die riesigen Vögel der Anden schon im Torres del Paine Chile Nationalpark gesehen habe, bin ich ziemlich entspannt. Zumal ich ja auch mit dem Kondor getanzt und damit unser Glück begünstigt habe.
Und auf einmal sind sie da – 9 Stück an der Zahl! Bei nur 50 – 60 Kondoren im ganzen Canyon ein sehr guter Schnitt. Wir Glücklichen!
Lange kreisen sie mit ihrer beeindruckenden 3,5 Metern Spannweite um uns herum, kommen tief herunter und ziehen dann, nach ein paar Minuten wieder ihrer Wege. Wie ich mir sagen lasse, hatten wir wirklich Glück, denn zu dieser Jahreszeit im Februar ist Nestzeit. Andenkondore sind übrigens ihr ganzes Leben monogam und werden bis zu 80 Jahre alt. Wenn sie krank sind oder es aus Altersgründen dem Ende zugeht, begehen sie sogar Selbstmord. Dafür fliegen sie ganz hoch und stürzen sich dann einfach in die Tiefe. Tragisch, oder?
Das Dorf Maca und ein sehr trauriges Souvenir
Auf dem Rückweg nach Chivay bleibt noch Zeit für mehrere Stopps an verschiedenen Aussichtspunkten, an denen die einheimischen Frauen in ihren wunderbaren Gewändern und Hüten Souvenirs und Selbstgestricktes verkaufen. Hier kannst du außerdem die Kaktusfrucht oder Eis aus dergleichen probieren. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses können wir die größte Quelle des Amazonas erahnen, die dem Misti Vulkan entspringt.
Der letzte Halt ist im Dorf Maca, das erst 1991 von einem schweren Erdbeben heimgesucht wurde. Die Gegend ist immer öfter davon betroffen, da hier zwei tektonische Platten aufeinandertreffen. Viele Häuser liegen noch in Schutt und Asche und wurden nie wieder aufgebaut. Die hübsche Kirche hat es dafür fast unbeschadet durch das Beben geschafft.
Frauen in bunten Kleidern sitzen mit Babylamas an Straßenecken und warten darauf, ein paar Soles für ein Foto zu bekommen. Dieses Phänomen wird dir in Peru oft begegnen. Für nur 20 – 30 Soles (5 bis 9 Euro) kaufen sie die süßen Fellknäuel, füttern sie mit Kuhmilch und schlachten sie, nachdem sie als Maskottchen und Fotomotiv ausgedient haben. Ein trauriges Spiel, das nicht unterstützt werden sollte!
Von Chivay aus fahre ich mit dem Bus wieder zurück nach Puno am Titikakasee, wo ich am nächsten Tag die wohl schönste Zugfahrt meines Lebens erleben werde: mit dem Andean Explorer zu den Rainbow Mountains in Peru!
Warst du auch schon einmal in oder an einem Canyon? Hat er dich auch so beeindruckt wie der Colca Canyon mich? Oder hast du noch offene Fragen? Lass es mich gerne in den Kommentaren hier auf unserem Reiseblog wissen!
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*Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Recherchereise mit Evaneos. Bei der Umsetzung des journalistischen Inhalts war ich jedoch vollkommen frei und meine Meinung ist wie immer meine eigene. Im Beitrag gibt es Werbelinks. Buchst oder kaufst du etwas über diese, bekommen wir eine anteilige Provision. Der Gesamtbetrag ändert sich dadurch für dich nicht. Danke!
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