Diese Reise sollte anders werden als die meisten meiner bisherigen. Sie führte mich nach Phang Nga Thailand, in eine Region, die 2004 vom Tsunami schwer getroffen wurde. Erzählungen, wie Einheimische in Todesangst um ihr Leben rannten, sich danach jahrelang nicht ans oder gar ins Meer wagten und über Schulen, die mitsamt ihren Schülern und Lehrern von der gewaltigen Welle überrollt wurden, ließen mir einen Schauer über den Rücken laufen und bewegten mich tief in meinem Herzen.
Wenn auch du eine andere, authentische Seite von Thailand und für ein paar Tage die Herzlichkeit und das einfache, aber glückliche Leben der Einheimischen kennenlernen willst, ist diese Tour in Phang Nga genau das Richtige für dich!
Phang Nga Thailand: die Dorfgemeinschaft von Talaenok
Drei Tage und zwei Nächte werde ich Teil einer kleinen Dorfgemeinschaft rund 1,5 Stunden nördlich von Khao Lak sein, in der südöstlichen Region Phang Nga. Auf dem Weg dorthin holen wir, eine kleine Gruppe von fünf Teilnehmern, unseren liebenswerten Guide Tui von Andaman Discoveries ab, der uns zunächst ein bisschen über das Dorf Talaenok erzählt und mir zur besseren Verständigung mit unserer Gastfamilie ein kleines Heft mit den wichtigsten Vokabeln auf Thai übergibt.
Da das Dorf muslimisch geprägt ist, werde ich mit drei Regeln vertraut gemacht: kein Schwein, kein Alkohol, kein Bikini am Strand. Zudem sind kurze Shorts und Tops ohne Arm tabu. Ich habe diese Richtlinien bereits zuhause beim Packen bedacht und freue mich nun erwartungsvoll auf eine völlig neue Welt, die ich bisher in Thailand noch nicht kennengelernt habe. Ich habe bereits zwei Tage in einem Homestay am Titikakasee in Peru verbracht, aber wie meine Gastfamilie wohl hier lebt?
Immer zu sehen: der blinkende Tsunami-Warnturm
Hühner laufen über die Straße, einfache Lehmhäuser reihen sich am Straßenrand aneinander, Frauen mit Kopftüchern hängen kunterbunte Wäsche auf und Affen tollen am Bach herum auf der Suche nach Futter. Immer präsent: der blinkende Tsunami-Warnturm. Ein Viertel des Dorfes wurde vom Tsunami im Jahr 2004 zerstört, da die ursprüngliche Ansiedlung direkt am Meer lag, einen Kilometer vom jetzigen Dorf entfernt.
Genau dort stehe ich nun, wo sich die Natur in den letzten 13 Jahren ihr Land in Form von Wald, Strand und ein paar Wasserbüffeln wieder zurückgeholt hat.
Die alte Schule und 12 weitere Häuser wurden komplett weggeschwemmt und in den dahinter liegenden Mangrovenwald getragen. 47 Menschen der damals 220 Einwohner überlebten die Katastrophe nicht, darunter 16 Kinder und ein Lehrer, die von der Welle überrascht wurden. Ein tiefes Gefühl von Traurigkeit und Mitgefühl breitet sich in mir aus, und vor meinem geistigen Auge entstehen entsetzliche Bilder dieser dramatischen Zerstörung.
Das alltägliche Leben der Einheimischen in Phang Nga Thailand
Die Einwohner von Talaenok leben hauptsächlich vom Fisch- und Krabbenfang, den sie aber erst vor zwei Jahren wiederaufgenommen haben. Zuvor waren der Respekt und die Angst vor dem Meer, das sich damals zu einem Ungeheuer immensen Ausmaßes entwickelt hat, zu groß. Eine Quallenfabrik, die aus einer simplen Holzbalken-Konstruktion besteht und in der die Tiere fermentiert und nach Japan oder China exportiert werden, steht momentan still. Die Saison ist gerade zu Ende gegangen.
Nun wird es Zeit, meine Gastfamilie kennenzulernen. Das Haus von Nada (3 Jahre), Arshah (30 Jahre) und ihrem Mann ist eines der schönsten in der Straße. Es erinnert ein wenig an ein putziges Hexenhäuschen mit seinen dunklen Holzbalken, kleinen Fenstern und dem spitzen Dach. Der vorgelagerte Garten ist wunderschön bepflanzt und gepflegt.
Drei Räume beherbergt das Haus, von denen seit acht Jahren zwei an Gäste vermietet werden. Hinzu kommen die große Küche und ein Bad inklusive Toilette mit Toilettenschüssel, jedoch ohne Spülung. Arshah und Nada heißen uns freudig und herzlich in ihrem Heim willkommen, und ich schließe die niedliche Tochter Nada mit ihrer quirligen, unbefangenen Art sofort ins Herz.
Von der Familie lerne ich Batiken & Palmdach flechten
Nach einem köstlichen Mittagessen im Homestay kann ich mich beim Batiken kreativ ausleben. Mit Bienenwachs zeichne ich die Umrisse meines Motivs auf ein gespanntes Leintuch. Am Ende unseres Aufenthalts darf ich mein Werk gewaschen und gebügelt als Souvenir mitnehmen. Als nächstes lernen wir von zwei Frauen, die typischen Lagen aus Blättern für die Häuserdächer herzustellen.
Alle Materialien stammen lediglich von Palmen und Gräsern, daher müssen die natürlichen Dachziegel auch schon nach 4 – 5 Jahren erneuert werden. Alles, was nicht für den Eigenbedarf benötigt wird, wird auf dem Markt verkauft. Ganz so akkurat und schnell wie die geschickten und geübten Einheimischen kriege ich mein Werk zwar nicht hin, aber es reicht für ein kleines Haus der Familie, das noch auf diesen natürlichen Wetterschutz wartet.
Da es an diesem Tag abends regnet, fällt das geplante Abendessen am Strand leider buchstäblich ins Wasser. Dafür ist es bei der anderen Gastfamilie umso authentischer. Der einfache Betonboden wird mit Matten ausgelegt, und wir setzen uns mit unseren Gastfamilien und Tui in einen Kreis. Die thailändischen Köstlichkeiten, die unsere beiden Gastmütter gezaubert haben, schmecken wunderbar: Farn in Kokosmilch, Hühnchen und Maiskolben vom Grill, Süßkartoffeln und Curry-Auberginen.
Paradies gefunden: der Gam Archipel in Phang Nga Thailand
Ein Wecker am nächsten Morgen – überflüssig! Noch fast mitten in der Nacht läuten diverse Hähne mit ihrem Krähen lautstark den neuen Tag ein. Beim Frühstück gesellen sich dann die Schreie von Gibbon-Affen dazu, die sich über das Dorf hinweg von Berg zu Berg zurufen und mich an die Affen in Puerto Maldonado im peruanischen Dschungel erinnern. Willkommen auf dem Land!
Was wäre eine Thailandreise ohne ein paar Stunden auf einer einsamen Insel, wo das Meer so wunderbar türkis strahlt und ein typisches Holzboot verträumt im Sand liegt!
Um dieses Paradies zu finden, steht am zweiten Tag des Homestay-Programms ein Ausflug zu den vorgelagerten Gam Inseln in der Andamanensee auf dem Programm. Nur gut eine halbe Stunde dauert die Fahrt mit dem Boot, und du hast das typische Thailand-Postkartenmotiv live vor deinen Augen. In der Ferne zeichnen sich die verschwommenen Umrisse von Inseln ab, die bereits zu Myanmar gehören.
Während an Land heller, feiner Sandstrand wie auf den Whitsunday Inseln an der Ostküste Australiens zum Sonnenbaden einlädt, lockt das kristallklare Meer mit einer kühlen Erfrischung, und ich stürze mich auch augenblicklich hinein. Bei dieser Traumkulisse würde ich am liebsten direkt hier ein Lager aufschlagen und mich für ein paar Tage dem Alltag entziehen. Kein Internet, keine Menschen, herrliche Ruhe – bis auf das ferne Zirpen der Grillen – und ich mittendrin.
Schnorcheln & Entspannen auf Koh Gam im Gam Archipel
Vor und nach dem Mittagessen haben wir jeweils genügend Zeit, um diese friedliche Oase im Gam Archipel in vollen Zügen zu genießen, bevor wir mit dem Boot noch einen Abstecher zu einer anderen Insel beziehungsweise einem vorgelagerten Korallenriff machen. Leider ist die Sicht an diesem Tag eher trüb, aber zwischen den Korallen können wir doch ein paar bunt schillernde Fische entdecken und bestaunen.
Danach wird es Zeit für den Heimweg zum Festland, wo wir durch eine seichte Lagune zum dichten Mangrovenwald vordringen. Dieser vielfältige Lebensraum dient als natürlicher Supermarkt für die Einheimischen!
Shrimps, Fisch, Krebse und Holz zum Feuer machen stehen unter anderem im Regal der Natur zur freien Bedienung. Den Fisch, den wir anschließend zusammen mit den Bewohnern des Dorfes auf traditionelle Weise fangen, werden wir später frisch zubereitet zum Abendessen verspeisen dürfen. Die hübsche Frau auf dem Foto unten ist übrigens meine Gastmutter.
Am zweiten Abend der Tour tauchst du in die muslimische Welt noch etwas tiefer ein, wenn dich die Frauen in ihre typische Kleidung inklusive Hidschab (Kopftuch) hüllen. Wie anders und fast ein bisschen befremdlich man doch aussieht, wenn nur das Gesicht aus den Stofflagen hervorblitzt!
Beim Cashew Nüsse Rösten und anschließendem Öffnen wird mir klar, warum die Nüsse zu den teureren auf dem Markt gehören. Jede Nuss muss einzeln aus der dicken Schale geklopft und dann ihre Haut noch mühsam entfernt werden. Dafür schmecken sie aber so frisch aus dem Feuer wirklich vorzüglich!
Phang Nga Thailand: Seifenherstellung als Tsunami Hilfsprojekt
Ein letztes Frühstück mit Nada und Arshah, die übrigens sogar ein bisschen Englisch spricht, und die letzten Stunden im Dorf, das mir schon sehr ans Herz gewachsen ist, sind gezählt. Doch bevor es ans Verabschieden geht, lernen wir noch ein Tsunami Hilfsprojekt kennen. Die Regierung unterstützte die Produktion von Seifen im Dorf nach der Katastrophe mit 200.000 Baht, das sind circa 5.500 Euro.
Ziel war und ist es, vor allem den Frauen, die ihre Männer durch den Tsunami verloren haben, eine Einkommensquelle zu verschaffen. Mit Ingwerpuder, Kumin, Safran oder Zimt färben wir nun die natürlichen Seifen und dürfen uns anschließend eine als Souvenir aussuchen.
Das Dessert unseres letzten Mittagessens stellen wir in Zusammenarbeit mit den einheimischen Frauen ebenfalls selbst her. Dafür werden Kokosnüsse im Handumdrehen professionell geöffnet, anschließend wird das Fruchtfleisch in Raspeln herausgeschabt.
Da zwei Kokosnüsse noch nicht ausreichen, können wir anschließend das Spektakel der Ernte einer Kokosnuss live miterleben. Mit einem langen Stab, an dem sich vorn ein Haken befindet, holt unser einheimischer Guide geschickt eine Nuss vom Baum.
Nicht ungefährlich, denn aus dieser Höhe hätte die fallende schwere Kugel Tötungspotential! Da gerade Durian Zeit ist, kommen wir außerdem noch in den Genuss, die schleimige Stinkfrucht zu kosten. Ich kenne sie bereits und zähle auch zu den Liebhabern der Frucht, die meisten anderen sind aber schon von ihrem dominanten Geruch nach Käsefuss nicht gerade begeistert.
Nachdem die Kokosraspeln mit Klebreis und Palmzucker vermengt wurden, wird die Masse in Blätter eingewickelt. Die so entstandenen kleinen Päckchen werden anschließend auf dem Grill gebacken. Heraus kommt eine fantastische, süße Nascherei, die süchtig macht. Die leeren Kokosnusshälften lassen sich übrigens zuhause wunderbar als Schalen, Teelichtbehälter oder Pflanztöpfe verwenden.
Die wehmütige Verabschiedung ist gekommen
Für das letzte Mittagessen kommen alle Familien noch einmal zu einem reichlichen Festmahl zusammen, und dann ist es auch schon Zeit Lebewohl zu sagen. Vorbei sind drei wundervolle, erlebnisreiche Tage mit unendlich herzlichen Menschen, die mich trotz religiöser, kultureller und sprachlicher Unterschiede mit offenen Armen aufgenommen haben und wie selbstverständlich an ihrem Leben teilhaben ließen.
Ich habe mich in keinem Moment wie ein Eindringling oder neugieriger Tourist gefühlt, sondern als Teil ihrer Gemeinschaft und bin unendlich dankbar für diese wertvolle, unvergessliche Erfahrung!
Wie gut es sich auch angefühlt hat, mal kein Internet zu haben und eine einfache Lebensweise kennenzulernen, die mindestens genauso glücklich macht, wenn nicht sogar mehr, wie unser Alltag mit Konsum im Überfluss und unbegrenzten Möglichkeiten in Deutschland. Diese andere Seite von Phang Nga Thailand zu erleben, wird sicherlich auch dich nachhaltig zum Denken anregen und verändern – schau sie dir an!
Warst du schon mal in Thailand und hast vielleicht auch in einem Homestay geschlafen? Was hast du dort erlebt? Teile deine Erlebnisse gerne mit mir und den anderen Lesern in den Kommentaren auf unserem Reiseblog! Und falls du für deine nächste Thailandreise noch Tipps für Bangkok brauchst, dann schau mal hier: die 25 schönsten Bangkok Sehenswürdigkeiten
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